1. Thaiboxen:

Allgemeines: 

Muay Thai, in unseren Breitengraden auch als Thaiboxen bekannt, ist ein Vollkontakt-Sport aus dem früheren Siam und heutigen Thailand. Muay Thai kann als Wettkampfsport, als Selbstverteidigung und als Fitnesstraining betrieben werden.

Der geistige Aspekt spielt bei der Kampfkunst eine übergeordnete Rolle. Bei asiatischen Kampfkünsten wird durch viel Disziplin und Konzentration der Geist zu einer Einheit mit dem Körper gebracht.

Muay Thai (Thaiboxen) birgt einen starken spirituellen Hintergrund in sich. Diese geistige Basis nennt sich "RAM MUAY" (Übersetzung: "Boxtanz") oder "WAI-KRUH" (Übersetzung: "Respekt gegenüber dem Trainer / Meister"). Dieses tanzähnliche Ritual wird vor jedem Wettkampf ausgeführt. Ein Kämpfer bringt seine Hochachtung vor seinem Trainer bzw. Meister damit zum Ausdruck. Außerdem zollt man beim "RAM MUAY" Respekt an Buddha, König Rama und die eigenen Eltern. Darüber hinaus wird beim Ausführen des "Ram Muay" / "Wai-Kruh" gleichzeitig der gesamte Körper gestretcht.
Üblich ist es, das jeder Kämpfer den "Ram Muay" / "Wai-Kruh" der eigenen Schule beherrscht, denn daran kann man erkennen aus welcher Schule der Kämpfer stammt. Wichtiger Bestandteil des Muay Thai-Wettkampfes ist auch der traditionelle Kopf- und Armschmuck der Thaiboxer. Man nennt sie "MONG KON" (Kopfkranz) und "PRAJEAT" (Armbänder). Der "Mongkon" wird vom Meister für das Ritual überreicht und währenddessen anbehalten. Früher schrieben die Meister sogar Glückwünsche darauf, um dem Kämpfer ihren eigenen und den Segen Buddhas mit auf den Weg zu geben. Im Kampf wird der "Mongkon" nicht getragen. Lediglich die "Prajeat" an den Armen werden auch im Kampf getragen. Sie symbolisieren Stärke und sollen vor schweren Knie- und Ellenbogentechniken schützen.

 

Es ist wichtig, zu berücksichtigen, dass diese traditionellen Wahrzeichen mit Respekt behandelt werden müssen!
Wenn sich ein Kämpfer seinen "Mongkon" und "Prajeat" verdient hat, darf nur er und höhere Meister bzw. Trainer diese berühren. Man muss sie stets mit Sorgfalt behandeln und darf sie nicht auf den Boden legen oder gar unsachgemäß behandeln. Die Farben der Schmuckstücke fallen unterschiedlich aus. Je nach dem Grad des Khans (Graduierungen im Muay Thai) ändert sich die Farbe. 
Muay Thai (Thaiboxen) ist mehr als nur Kampf, mehr als nur Sport und nicht nur hartes Training! Denn diese Elemente können nur durch eine starke Basis bestehen. Diese Basis wird durch die geistige Einstellung zum Muay Thai gelegt und wirkt sich bei einer so harten Kampfkunst entscheidend aus.

Die Thailänder sagen: "Nichts als unsere eigene Kampfsportart kann uns besiegen!"

 

für Wettkämpfe gilt: 

Die Wettkampfkleidung bzw. -ausrüstung besteht aus Mundschutz, Boxbandagen, Boxhandschuhen (8 Unzen oder 10 Unzen), kurzer Hose und Tiefschutz. Im Amateur Muay Thai ist Schutzausrüstung eines Schienbein-Spannschutzes, Ellbogenschutz, Kopfschutz und Körperweste vorgeschrieben.

Kampfzeit: C-Klasse 3 x 2 Minuten, B-Klasse 5 x 2 Minuten, A-Klasse 5 x 3 Minuten
Pause (zwischen den Runden): 1,5 Minuten

Kampfregeln: Erlaubt sind Knie- und Ellenbogentechniken (von der Organisation abhängig), alle Trittechniken mit dem Fuß oder dem Schienbein, alle Fausttechniken, der Handrückenschlag, das Festhalten des gegnerischen Beins (ebenfalls von der Organisation abhängig) sowie das "Clinchen" in Verbindung mit flachen Würfen. 
Nicht erlaubt sind Kopfstöße, Tritte in den Unterleib oder gegen die Gelenke des Gegners, das Nachschlagen, wenn der Gegner am Boden liegt sowie Schlag- und Trittechniken gegen den Hinterkopf des Gegners. 

Anhand dieser einschränkenden Regeln und Bestimmungen kann schnell erkannt werden, dass die Vorurteile eines regellosen "Hauersports" ungerechtfertigt sind. Vergessen werden darf dabei trotzdem nicht die Härte der ausgeführten Ellenbogen- und Knietechniken, die für westliche Augen oftmals als unverständlich erscheinen. 

zur Geschichte:

Man vermutet, dass Einwanderer aus Süd-China diese Kampfkunst vor über 2000 Jahren nach Thailand gebracht haben, es gibt jedoch keine offiziellen Dokumente, die dies belegen können. Es wird gesagt, dass deren Absicht darin lag den thailändischen Widerstandskämpfern Hilfestellung gegen die Nachbarvölker zu leisten. Sicher ist, dass diese Kunst des Kampfes im Krieg mit damaligen Nachbarvölkern wie Burma, Korea oder Vietnam kreiert wurde. Muay Thai gilt als härteste Kampfkunst der Welt und es ist üblich im Kampf Ellenbogen, Knie, Faust und Fußtechniken anzuwenden. Auch das Halten (Clinchen) und Werfen des Gegners ist ein wichtiger Bestandteil. 
Da diese Kunst so erfolgreich war, entwickelte sich daraus schnell ein Trainingsprogramm, welches von der thailändischen Armee übernommen wurde. Trainer entwickelten sich, welche diese Kunst im ganzen Land unterrichten sollten. 

Während der Ayudhtaya-Zeit (um 1700 n.Chr.) herrschte der Tigerkönig Pra Cho Sri Sampetch VIII. Dieser König kämpfte in Dörfern vor Tempeln und auf Jahrmärkten und machte sich damit schon zu seinen Lebzeiten einen Namen. Während der Zeit von Ratanakosin wurde das Muay Thai als Wettkampfform im ganzen Land verbreitet. Man nutzte es um auf religiösen Festen Kämpfe auszutragen. Die Herrschaft von Rama V gilt als die goldene Zeit des Muay Thai.
König Rama interessierte sich sehr für diese Wettkämpfe und lies viele Kämpfer auszeichnen. Er war ständig auf der Suche nach neuen Talenten und förderte so das Entstehen vieler Thaiboxcamps. In der Zeit von Rama VI wurde dies noch stärker manifestiert. Nai Kanom Dtom war einer der erfolgreichsten Helden des Muay Thai. Burmesische Gruppen nahmen ihn gefangen. Man versprach ihm die Freiheit , wenn er die 12 besten Krieger Burmas besiegen würde. Dies Aufgabe meisterte er geschickt und sorgte so für sehr viel Aufregung. Bis heute wird er in thailändischen Geschichtsbüchern erwähnt und es werden feierliche Kämpfe ihm zu Ehren gehalten.

Der erste offizielle Ring wurde im Jahre 1921 in Suan Kularp genutzt, um diese Kunst prunkvoller erscheinen zu lassen. 1929 wurden erstmals Boxhandschuhe verwendet (davor kämpften die Kämpfer lediglich mit Hanfbandagen). Der Tiefschutz bestand aus einer Kokosnussschale. 1945 errichtete man das erste Stadion, das Rajadamnoen-Stadion. Dort wurden verschiedene Champions in verschiedenen Gewichtsklassen ermittelt. Außerdem gründete man später das Stadion Lumpini. Beide Stadien gehören heute zu den Hauptplätzen für das professionelle Muay Thai.

Die Kampfkunst wurde im Laufe der Jahre ständig weiterentwickelt, um sie salonfähiger zu machen. 

Im April 1993 wurde das damals noch nicht so bekannte Amateur Muay Thai stärker gefördert. Man gründete die International Amateur Muay Thai Federation (IAMTF). Sie hat volle Unterstützung vom Department of Physical Education, auch bekannt als thailändisches Bildungsministerium. Diese Organisation strebte es an, das Muay Thai in seiner originalen Form weltweit zu verbreiten. Bei den Amateuren wurde es eingeführt, mit Schutzausrüstung zu kämpfen. Bei den Profis wird auf zusätzliche Schutzausrüstung, wie zum Beispiel Kopfschtuz oder Schienbeinschutz, verzichtet (hier müssen lediglich Mund-, Tiefschutz und Boxhandschuhe getragen werden). Die Profi-Kämpfer des Muay Thai sind im World Muay Thai Council (WMTC) organisiert.

 

 

       

in Zahlen:

um 700 n.Chr.:
"Nanchao", erstes unabhängiges Königreich der Thais im Süden Chinas nahe des Unti Berges.

1253:
Nanchao wird von den Mongolen zerstört, die Thais trennen sich in drei Gruppen und gehen getrennte Wege. Die "Thai Yai" ziehen nach Burma, die "Thai Ar Home" nach Laos und die "Thai Noi" in das heutige Thailand. Burma, Laos und Thailand gehörten damals zum Königreich Utong, welches von Kambodscha regiert wurde.
Betrachtet man heute die Kampfkünste in Burma ("Myanamr Lhet Wyat") und Laos ("Muay Lay Lao"), so stellt man fest, dass diese sehr enge Verwandte des Muay Thai sind. 

1257:
Gründung des Staates von "Sukhothai", in welchem das Muay-Thai seine erste Blüte fand. König "Ramkhamhaeng/Phraruong" (1275-1317) gab den Thais das Buch "Tamrab Pichei-Songkram", ein Lehrbuch über die Kriegskunst. Die Thais mussten die unbewaffnete, wie auch bewaffnete Kriegskunst erlernen.

1560-1767:
"Ayuthaya" wird die neue Hauptstadt und 34 Könige herrschen in dieser Periode. Einer der bekanntesten Könige dieser Periode war "Naresuon", welcher ein großer Meister im Waffenkampf war. Auch "Pra Chao Sua", der Tigerkönig, war ein Herrscher (1703-1709), welcher sich in der thailändischen Kampfkunst bewährt hatte. Er gründete eine Organisation in welcher der waffenlose Kampf weiterentwickelt wurde. 
Andere asiatische Kampfkünste hatten keinen großen Einfluß auf die thailändische Kampfkunst, weil die Kampfkunst der Thais so perfektioniert war - was auch die Kämpfe der Thais mit Vertretern anderer, ausländischer Kampfkünste bewiesen - sodass die Thais keinen Sinn darin sahen, "importierte" Techniken ihrer Kampfkunst einzuverleiben. Darüber hinaus waren, und sind, die Thais ein sehr stolzes Volk, das man wirklich nur im Kampf überzeugen konnte. 

1767:
"Ayuthaya" wird von den Burmesen völlig zerstört. König "Taksin", ebenfalls ein ausgezeichneter Kämpfer, gelang es jedoch nach vielen Kämpfen die Burmesen völlig zu schlagen.

1774:
Der burmesische König "Mangra" lässt thailändische Kriegsgefangene gegen burmesische Boxer kämpfen. Der Thailänder "Nai Kanom Tom", welcher sich unter den Gefangenen befand, besiegte 10 burmesische Boxer und erhielt für diese Siege seine Freiheit zurück. Jedes Jahr werden am l7.März in den thailändischen Stadien Kämpfe zu Ehren von "Nai Kanom Tom" abgehalten. 

1780 - 1809:
"Taksin" wird von seinem General "Chao Phya Chakri" - späterer König "Rama" - gestürzt. Er verlegte seine Residenz nach Bangkok. Mit seiner Machtübernahme erlangte die Kunst des thailändischen waffenlosen Kampf ihren Höhepunkt. König "Rama II" erbaute im Bereich des Königspalastes das "Wang Lang" Stadion. Hier wurden dem Volk Waffenkämpfe und auch waffenlose Kämpfe geboten. Die Kämpfe, bei welchen geschlagen und getreten wurde, nannte man vorher "Rammad Ram Muay". Nun gebrauchte man den Namen "Muay Thai". 

1921:
Die ersten Muay Thai Kämpfe in einem Boxring fanden in diesem Jahr auf dem "Sansam Suan Kulaab" Gelände statt, an welchem auch indische, chinesische und burmesische Kampfer teilnahmen. Diese wurden alle von den Thai-Boxern besiegt. Die Kämpfe wurden auf Wunsch König "Rama V" organisiert. 

1923:
Ein chinesischer Kung Fu Meister aus der "Kwantung" Provinz, bekannt wegen seiner enormen Chi-Kräfte, tritt in Thailand gegen einen Muay Thai Kämpfer an. Er wurde regelrecht deklassiert und verbrachte mehrere Monate im Krankenhaus. 

1929:
Ein philippinischer Boxer führte im "Lumpini Park" erstmals Boxhandschuhe ein, welche anschließend bei Muay Thai Kämpfen getragen wurden. Vorher waren die Hände der Thai-Boxer nur mit Hanf-Bandagen umwickelt. Bisher nahm man als Zeitmaß für einen "Durchgang" eine Kokosnussschale, welche ein Loch hatte. Diese wurde in Wasser gelegt. Ging die Kokosnussschale unter, war der Durchgang beendet. Nun wurden auch zeitlich limitierte Runden für die Muay-Thai Kämpfe eingeführt. 

1941:
Der ehemalige Premierminister Thailands "P.Pibulsongkram" gibt den Auftrag zum Bau des ersten Muay Thai Stadions Thailands - des "Rajadamner" Stadions auf der "Rajadamner Avenue" in Bangkok. Durch den Krieg verzögern sich jedoch die Arbeiten am Stadion.

1945:
Das "Rajadamner" Stadion wird fertiggestellt.

1958:
Japanische Karatekas und ein philippinischer Boxer fordern Muay Thai Kämpfer heraus. Alle werden mit Leichtigkeit besiegt.

1959:
Chinesische "Tai-Kek" Kämpfer bleiben ebenfalls bei dem Versuch erfolglos, die Thais zu besiegen.

1962:
Ein indonesischer Boxer wagt den Vergleich mit einem Thai-Boxer und wird ausgepunktet. 
Im April 1952 findet einen Vergleichskampf zwischen Japan und Thailand statt. Von sechs Kämpfen konnten die Thais drei durch K.O. und zwei klar nach Punkten gewinnen. Ein Thailänder wurde disqualifiziert und der Japaner zum Sieger erklärt. 
Im Mai treffen erneut zwei japanische Kämpfer, mittlerweile trainiert im Muay Thai, auf Muay Thai Boxer. Ein Japaner geht K.O. Der andere Japaner schafft erstmals einen sensationellen Punktsieg über einen Thailänder. 

1972:
Wieder treten 6 Japaner in Thailand an. Von diesen 6 Japanern gehen 5 k.o. und einer wird ausgepunktet. Ende August diesen Jahres treten erneut 2 Japaner in Thailand an. 1 Japaner geht k.o. und der andere kann erneut einen Punktsieg erringen. 

1973:
Schicken die Thais zwei chinesische Kung Fu Kämpfer bereits in der 1.Runde auf die Bretter. 

1974:
Abermals steigen 5 Kung Fu Kämpfer aus Hong Kong in den Ring. Man kämpft diesmal sogar ohne Boxhandschuhe. Keiner der Kämpfer aus Hong Kong kommt jedoch in die 2.Runde. 
In Manila wird ein thailändischer Student von einem philippinischen Karateka herausgefordert. Diesen Kampf gewinnt der Thai in der 2.Runde.
Länderkampf Thailand gegen Kambodscha. Auch in dieser Begegnung besiegten die Thais alle Kontrahenten.
3 chinesische "Chan Tung" Kämpfer versuchen ihr Glück. Auch diesmal nicht die geringste Chance für die Chinesen. 
Im Oktober diesen Jahres fordert ein hochgraduierter japanischer Karatemeister die Thais heraus. Ein 40jähriger Muay Thai Trainer punktet den Japaner spielerisch aus.

12. März 1977:
Im Los Angeles "Olympic Auditorium" kämpft "Benny Urquidez" gegen "Narongnoi Kiattibandit" und "Ernest Heart" gegen "Netr Saknarong". Den Thais war es nicht erlaubt, Ellbogen und Clinchtechniken einzusetzen. Außerdem mußten sie 9 Runden kämpfen, was eine unübliche Distanz im Muay Thai ist. "Benny Urquidez" wird mit dem Schlußgong ausgeknockt und Ernest Heart bereits in der 5.Runde. 

1978:
Fünf Kämpfer des "Chakuriki" Gyms in Amsterdam wagen sich in die Höhle des Löwen und werden alle durch K.O. besiegt. 

Mai 1984:
Gründung des Muay-Thai Bundes Deutschland e.V. (MTBD) in Stuttgart, welcher auch als einziger Verband in Deutschland von der European Muay-Thai Association und der World Muay-Thai Council anerkannt wird. 

1988:
Der U.S. Champ "Felipe Garcia" wird in Amerika von einem Thai K.O. geschlagen.
"Don Wilson" verliert in Thailand gegen "Samart Fairtex" klar nach Punkten.

1989:
Länderkampf Thailand gegen Burma. Auch diesmal gehen alle Siege an die Thailänder.

1992:
Die ersten deutschen Muay Thai Sportler trainieren an der "Hua Mark" Universität in Bangkok um ihre Prüfungen zur Trainerlizenz im Muay Thai zu absolvieren.

1994:
Gründung der International Amateur Muay-Thai Federation (IAMTF), welche als einziger Amateur Muay-Thai Verband weltweit anerkannt ist und auch vom thailändischen Staat subventioniert wird. Die IAMTF untersteht direkt dem thailändischen Kultusministerium, welches das thailändische Kulturgut Muay Thai schützt.

1995:
Erste Amateur Muay Thai Weltmeisterschaft im National Stadion in Bangkok. Gründung des World Muay Thai Council als einzige Profi Muay Thai Organisation, welche von der "Sports Authority of Thailand" anerkannt wird.

1996:
Zweite Amateur Muay Thai Weltmeisterschaft im National Stadion in Bangkok.

 

2. Die Entwicklung des Kickboxens:

Nach dem 2.Weltkrieg fanden asiatische Kampfsportarten ihren Weg nach Amerika. Die asiatischen Kampfsportarten erfreuten sich schnell großer Beliebtheit. In Amerika wurden Karate Turniere ab 1967 ausgetragen. Diese Turniere unterschieden sich von den ursprünglichen Turnieren darin, dass der harte Kontakt bei den einzelnen Techniken der Kämpfer nicht erlaubt war. Nach einem Treffer wurde der Kampf gestoppt, und die Schiedsrichter erteilten ihre Wertungen. 

Im Januar 1970 fand der erste Kickboxkampf in den USA statt. Dieser wurde von dem Karateka "Joe Lewis" nach den neuen Regeln, nämlich voller Kontakt und kein Punktstop, ausgetragen. Dieser Kampf fand mit Boxhandschuhen und Tennisschuhen statt. Erlaubt waren Fausttechniken, Würfe und Fußtechniken oberhalb der Gürtellinie. "Lewis" gewann diesen Kampf im Schwergewicht. Heute gilt er als Kampfsportlegende und gibt Seminare überall in der Welt. Zudem hat er auch Erfolg als Filmschauspieler. 

1972 entwickelte der in Amerika lebende Koreaner "Jhoon Rhee" eine Schutzausrüstung für Karatekämpfer aus hartem, gummiähnlichem Schaumstoff. Es handelte sich dabei um einen einem Boxhandschuh ähnlichem Faustschützer, bei dem die Finger freigelegt waren, wodurch das greifen ermöglicht wurde. Für die Füße wurde eine Art Gummischuh entwickelt, der sich um die Ferse und den Spann legte. Die Fußsohle war frei. Diese Schutzausrüstung ermöglichte es nun, Karatekämpfe mit Kontakt auszutragen und die Verletzungsgefahr zu reduzieren. Unter Protest der traditionellen Karateka wurde die Schutzausrüstung auf den Turnieren eingeführt.
Aus dem damaligen Karate entwickelte sich ein Turniersystem, welches sich zu Anfang "Sportkarate" oder "Pointkarate" nannte. Heute wird die Form des Kontaktkaratekampfes in Amerika als "Pointfighting" und in Europa als "Semikontaktkickboxen" betrieben. 

Das Semikontaktkickboxen ist eine Kampfsportart, die heute auf der ganzen Welt als spektakuläre Kampfweise vertreten ist. Das Regelwerk ermöglicht Kämpfern aus verschiedenen Stilrichtungen gegeneinander anzutreten. So können Karatekämpfer gegen Kung-fu Kämpfer und Kickboxer gegen Tae-Kwon-Do Kämpfer antreten. 
Ziel im Semikontaktkickboxen ist es, ähnlich wie im olympischen Fechten, einen Treffer beim Gegner zu erlangen und dadurch einen Punkt zu erhalten. Aufwendige Techniken, wie beispielsweise ein Sprungkick zum Kopf, werden mit einer höheren Punktvergabe belohnt. 

1972 revolutionierte die Schutzausrüstung das Karate und ermöglichte es, mit vollem Kontakt und ohne Punktstop, wie von "Lewis" demonstriert, gegeneinander zu kämpfen. Man wollte sich jedoch von den Boxern distanzieren und so nannte man die neu erschaffene Kampfsportart "Fullcontactkarate". Gekämpft wurde damals auf einer abgegrenzten Mattenfläche und nicht im Ring. Es waren Würfe aus dem Judo erlaubt, Fausttechniken aus dem Boxen, sowie Handkantenschläge aus dem Karate. Fußtechniken waren nur über der Gürtellinie erlaubt. Die Kampfkleidung bestand aus einer langen Karatehose, meist wurde ein Karategürtel dazu getragen, der Oberkörper war frei.

Zu den ersten Weltmeisterschaften im Fullkontactkarate 1974 in Los Angeles/Kalifornien waren 10 000 Zuschauer gekommen. Die Kämpfe wurden vom Fernsehen übertragen, die Veranstaltung war ein großer Erfolg. Im Laufe der Zeit und auch durch den Druck der Fernsehgesellschaft veränderten sich die Regeln. Aus der Kampffläche wurde ein Ring, anstelle der offenen Handschuhe wurden Boxhandschuhe eingeführt.

Die ersten Fullkontactkaratekämpfe fanden in Amerika statt. Die Amerikaner begannen nun auch in Übersee zu kämpfen. Sie genossen in Europa den Ruf, unschlagbar zu sein. Ein amerikanisches Team kämpfte 1976 in Paris gegen eine Auswahl Kämpfer aus Europa. Alle fünf Kämpfe gewannen die Amerikaner. In Europa wurde das Fullcontaktkarate immer populärer. Im Gegensatz zu Amerika wurde es in Europa als Amateursport betrieben.

In Asien sah die Situation ein wenig anders aus. Einige amerikanische Fullcontactkämpfer und auch einige Europäer kämpften in Japan und Thailand nach den Regeln des Thai-Boxens. Fast alle Kämpfe wurden damals von den Asiaten durch K.O. gewonnen. Der einzige Kämpfer, der sich in Asien durchsetzen konnte, war "Benny Urquidez". 

Als Grund für die Niederlagen der amerikanischen und der europäischen Kämpfer ist wohl die unterschiedliche Kampfweise anzuführen. Thai Boxen ist der thailändische Nationalsport. Das Thai Boxen ist eine alte Kriegskunst, die auf eine jahrhundertalte Tradition zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass Thai Boxen eine Vollkontakt-Kampfsportart ist. Im Thai Boxen sind sowohl Kniestöße, als auch Ellenbogenschläge erlaubt, sowie auch Tritte unterhalb der Gürtellinie. Die Schutzausrüstung besteht nur aus Boxhandschuhen, vor 1929 waren die Fäuste nur mit Bandagen umwickelt. Die meisten K.O. erfolgten durch "Lowkicks" - Halbkreistritte auf die Oberschenkel - die es nach einigen Treffern unmöglich machten, sich auf den Beinen zu halten. Diese Technik war der Hauptgrund, warum die Amerikaner und die Europäer nahezu reihenweise K.O. getreten wurden. Hinzu kam noch, dass die Fullcontaktkaratekämpfer keinerlei Erfahrungen mit Knie und Clinchtechniken hatten.

Wenn die Kämpfe nun aber nach Fullcontaktregeln durchgeführt wurden, so waren die asiatischen Kämpfer im Nachteil, da sie auf ihre Knie-, Ellengbogenstöße und die Lowkicks verzichten mussten.

Man begann nun ein Regelwerk zu entwickeln, welches beiden Stilrichtungen gerecht wurde. Knie- und Ellenbogentechniken, Clinch und Würfe wurden verboten, Boxtechniken, Lowkicks und Fußtechniken über der Gürtellinie waren erlaubt. Dies war die Geburtsstunde des modernen Kickboxens. 

Dieses Regelwerk, das ca. 1978 in Kraft trat, fand schnell Anerkennung in Asien, Amerika und Europa.

3. Die Entwicklung des Boxen:

Die ersten nachgewiesenen Faustkämpfe zum Zwecke der Unterhaltung von Menschen fanden bereits 3000 v. Chr. in Ägypten statt. In den darauffolgenden zwei Jahrtausenden breitete sich das Boxen im ägäischen Raum aus.
Der Faustkampf wurde erstmals im Jahre 688 v. Chr. in Griechenland bei den 23. olympischen Spielen der Antike ausgetragen. Im antiken Rom wurde der Faustkampf vor allem bei Gladiatorenkämpfen (Lederriemen mit Metalldornen), der Caestus vorgeführt. Es lässt sich jedoch nicht genau festlegen, wie alt der Faustkampf wirklich ist, da aus 7000 Jahre alten Darstellungen hervorgeht, dass auch ähnliche Kämpfe zu jener Zeit ausgetragen wurden. Die hellenistische Bronzestatue vom Faustkämpfer vom Quirinal ist hiervon ein eindrucksvolles archäologisches Zeugnis. Belege zeigen, dass auch im alten Indien, China, Korea und Russland sowie unter den Ureinwohnern Amerikas und Afrikas der Faustkampf Bestandteil von Kulten und Zeremonien war. Mit Boxen im modernen Sinne hatten diese Formen des Faustkampfes nichts zu tun.

Von Figg zu Queensberry
Die Ursprünge des modernen Boxens liegen im England des 17. und 18. Jahrhunderts. Im Jahre 1681 organisierte der Herzog von Albemarle den ersten, schriftlich belegten Kampf. Seit 1698 wurden im Londoner Königstheater regelmäßige Boxveranstaltungen durchgeführt.
Die ersten (minimalen) Regeln der Neuzeit wurden durch den Fechtmeister James Figg aufgestellt. 1719 gewann Figg das erste offizielle Boxturnier seit der Antike und wurde Meister von England. 1743 wurde das erste größere Regelwerk (Broughton Rules) veröffentlicht, die zuweilen auch schon als erste Fassung der London Prize Ring Rules (im weiteren Sinn) gelten. Man durfte keinen Gegner mehr schlagen, der am Boden liegt, Tiefschläge waren ebenfalls verboten.
1838 wurden diese durch die London Prize Ring Rules (im engeren Sinne) abgelöst. Wichtigste Neuerungen: Die Einführung eines Boxrings, den es vorher nicht gab und das Bandagieren der Hände, um Verletzungen zu vermindern.
Am 17. April 1860 kam es bei Farnborough, Hampshire, zu einem Aufsehen erregenden, illegalen Boxkampf zwischen dem 33-jährigen, inoffiziellen englischen Schwergewichtsmeister Thomas Sayers (seit 1857, gegen William Perry) und dem sieben Jahre jüngeren, dazu größeren und schwereren Amerikaner John Carmel Heenan, genannt "The Benicia Boy". Nach insgesamt 37 Runden in ca. 140 Minuten stürmten Zuschauer den Ring; der Kampf wurde als unentschieden gewertet - beide erhielten einen Gürtel, aber nur Heenan nannte sich Boxweltmeister bzw. englischer Meister im Schwergewicht.
Die Verabschiedung des "Anti-prize Fight Act" von 1861 im Gefolge des illegalen Meisterschaftskampfes beendete praktisch diese Veranstaltungen, sehr zum Bedauern auch höherer englischer Gesellschaftsschichten.

1867–1889 Übergangsphase: „Bare-knuckle“-Boxen und modernes Boxen existieren nebeneinander

1867, etwa 100 Jahre nach Einführung der ersten Regeln, wurden die London Prize Ring Rules von einem Bekannten des Marquess of Queensberry so verändert, dass daraus die ersten Boxregeln für das Boxen mit Handschuhen, die sog. Queensberry-Regeln, hervorgingen.
Der erste offizielle Boxweltmeister nach den Regeln des Marques of Queensberry wurde am 7. September 1882 John L. Sullivan. Er kämpfte aber auch noch teilweise bare-knuckle letztmals 1889 gegen Jack Kilraine.

Ab 1892 - Nur noch Queensberry-Boxen

Erst ab Sullivans Nachfolger Jim Corbett 1892 boxte man nur noch nach Queensberry-Art. Am 6. April 1893 fand der längste Boxkampf der Geschichte statt. Andy Bowen und Jack Burke kämpften über 110 Runden (sieben Stunden). Der Kampf endete unentschieden.
Zu der Zeit gab es aber einige wichtige Regeln noch nicht. Unter anderem wurde erst ab den 1920er Jahren der Boxer, der einen Niederschlag erzielt hat, in die neutrale Ecke geschickt; vorher konnte er den aufstehenden Boxer sofort wieder zu Boden schlagen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Idee durch, dass ein zu Boden geschlagener Boxer immer bis acht angezählt wird (Mandatory-Eight-Count), vorher wurde der Kampf wieder aufgenommen, wenn der Boxer wieder aufgestanden ist.

Heutzutage wird auch mit anderen Handschuhen (acht oder zehn Unzen) geboxt als Ende des 19.Jahrhunderts (vier bis sechs Unzen). Solche Regeländerungen werden aber nicht als neues Regelwerk aufgefasst. Daher sagt man, dass noch immer nach den Queensberry-Regeln gekämpft wird, selbst wenn der Kampfablauf heute ein anderer ist.

Bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis feierte der Boxsport seine Premiere als olympische Sportart. 1906 wurde in Köln der SC Colonia gegründet und ist damit der älteste aktive Amateur-Boxclub Deutschlands. Am 5. Dezember 1920 schlossen sich in Berlin unter dem Namen „Deutscher Reichsverband für Amateurboxen“ die deutschen Amateurboxer zusammen. Am 6. Dezember 1920 wurden die ersten Deutschen Meisterschaften durchgeführt. Die Sieger wurden ab diesem Zeitpunkt in einer Bestenliste registriert.

4. Die Entwicklung des Grappling:

Grappling (engl.: raufen, ringen) ist der Überbegriff für alle Arten und Stile des modernen Bodenkampfes, wie z.B. das Brazilian Jiu-Jitsu, das ebenfalls brasilianische Luta Livre,das amerikanische Submission Wrestling, das russische Sambo oder das japanische Shoot Wrestling. Daneben bestehenVerwandtschaften zu „traditionellen“ Stilen, wie dem europäischen Ringen oder dem Judo.

Beim Grappling werden Würfe, Gelenkhebel, Würgetechniken und Haltepositionen trainiert. Das Ziel ist es, den Partner alleine mit diesen ringerischen Mitteln zu kontrollieren und/oder zur Aufgabe zu bringen. Dem Sportlersteht dabei eine Vielzahl an möglichen Aufgabetechniken (Submissons) zur Verfügung.

Die speziellen Anforderungen an Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit machen Grappling zu einem umfassenden Ganzkörpertraining. Neben diesen körperlichen Attributen zeichnet sich der fortgeschrittene Grappler jedoch in erster Linie durch ein gutes Antizipationsvermögen und ein umfassendes Verständnis für Taktik und Timing aus. Der Kampf am Boden wird so zu einer Art Schachspiel, das derjenige Sportler für sich zu entscheiden vermag, der seinem Gegner im richtigen Augenblick einen Zug voraus ist.

Viele Sportler fasziniert beim Grappling gerade der Aspekt, dass man, ohne Schläge und Tritte auszuteilen, effektiv Kämpfe bestreiten kann. Trainings- sowie Wettkämpfe können auf diese Weise mit hoher Intensität geführt werden, ohne den Gegner bzw. Partner dem Risiko einer Verletzung auszusetzen.

4. Die Entwicklung des Freefights:

Die synonym zu verstehenden Begriffe Freefight, Vale Tudo (port.: Alles gilt) oder MMA (Mixed Martial Arts) bezeichnen eine besondere Form des sportlichen Zweikampfes, in der alle Kampfdistanzen vereint werden. Schläge und Tritte im Stand und am Boden sind ebenso gestattet wie Würfe, Hebel und Würgetechniken.

Seit ungefähr zwei Jahrzehnten erfreut sich dieser Sport weltweit einer wachsenden Beliebtheit. In den USA und in Japan sind entsprechende Sportereignisse längst etabliert. Aber auch in Deutschland findet diese junge Kampfsportart immer mehr Anhänger.